Hallo Leute,
was möchte ich hier schreiben? Nun, das ist eine gute Frage. Das hier wird kein Ratgeber für das Leben oder Ähnliches. Ich möchte hier meine eigenen persönlichen Gedanken niederschreiben und Fragen in den Raum stellen, die wir vielleicht gemeinsam beantworten können.
Die ersten Gedanken, die mir in den Sinn kommen: Hat Deutschland ein Problem? Klar, wir haben hier viele Probleme. Unsere Infrastruktur ist, höflich gesagt, bescheiden. Man muss nur auf den Netzausbau oder die öffentlichen Verkehrsmittel schauen. Aber auch unseren Schulen geht es schlecht, und vom Pflege- und Gesundheitssystem wollen wir gar nicht erst anfangen. Wir haben, kurz gesagt, viele Baustellen.
Aber es geht nicht nur um die offensichtlichen Dinge. Es sind auch die subtileren Probleme, die uns zu schaffen machen. Die Art, wie wir miteinander umgehen, wie wir auf Veränderungen reagieren. Manchmal frage ich mich, ob wir als Gesellschaft nicht auch ein wenig festgefahren sind.
Meine eigenen Erfahrungen mit Depressionen und Burnout-Symptomen haben mir gezeigt, wie fragil unser System sein kann. Als ich sieben Monate lang außer Gefecht war, wurde mir klar, wie wenig Unterstützung es oft gibt für Menschen, die aus der Bahn geworfen werden.
Aber bevor ich hier jetzt anfange, mich darüber zu beschweren, dass man selbst mit unserem tollen Gesundheitssystem am Ende doch gezwungen ist, bei psychischen Leiden seine Therapie selbst zu bezahlen - was gar nicht mal so einfach ist, wenn man im Krankengeld gefangen ist - möchte ich lieber mal darauf schauen, warum Depressionen in Deutschland scheinbar langsam eine Volkskrankheit sind.
Arbeiten wir zu viel? Ich glaube nicht. Geht es uns schlecht? Eigentlich auch nicht. Gibt es zu viel Druck auf der Arbeit? Ich denke auch nicht. Natürlich gibt es hier viele persönliche Geschichten, die diese Fragen anders beantworten werden. Wie am Anfang erwähnt, sind das meine persönlichen Gedanken aus meiner Perspektive. Lasst uns gerne genauer darüber reden.
Ich habe eher das Gefühl, dass wir zu sehr Erwartungen gerecht werden wollen, die wir gar nicht erfüllen wollen. Wir werden von unserem Umfeld - Familie, Schule, Freunde - in Richtungen konditioniert, die unserer Persönlichkeit komplett widersprechen.
Ich erinnere mich noch genau an mein Jahr in Japan. Es war eine faszinierende, aber auch erschreckende Erfahrung. Dort wurde mir erst richtig bewusst, wie sehr ein ganzes Land in eine bestimmte Richtung konditioniert werden kann.
Die öffentliche Maske, die jeder trägt, ist so undurchdringlich, dass man die wahre Person dahinter erst nach dem vierten Becher Sake kennenlernt. Erst dann bröckelt die Fassade, und man sieht den Menschen, wie er wirklich ist - mit all seinen Ängsten, Träumen und Wünschen.
Die Arbeitsbedingungen dort sind noch viel schlimmer als hier. Überstunden sind die Norm, nicht die Ausnahme. Aber es ist nicht nur das. Es ist die Art und Weise, wie jeder in ein ganz bestimmtes Menschenbild gedrängt wird, das dem Land entspricht. Es ist, als ob die individuelle Persönlichkeit unter Tonnen von gesellschaftlichen Erwartungen begraben wird.
Aber sind wir in Deutschland wirklich so anders? Ich glaube nicht. Auch hier werden wir in Schubladen gesteckt, die oft nicht zu uns passen. Wir sind nicht alle pünktlich, auch wenn das deutsche Klischee es so will. Nicht jeder von uns will morgens um 8 Uhr mit der Arbeit beginnen. Manche von uns sind Nachteulen, die erst am späten Abend so richtig in Schwung kommen.
Und wie steht's mit unseren Wohnungen? Müssen sie wirklich immer so blitzblank sein, dass man vom Boden essen könnte? Ich persönlich mag ein bisschen kreatives Chaos. Es gibt mir das Gefühl, dass mein Zuhause lebendig ist, nicht wie ein steriles Museumsexponat.
Dann die Geburtstage. Mein Gott, die Geburtstage! Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Erwartung, 30 Leute einzuladen und eine riesige Feier zu veranstalten, mehr Stress verursacht als Freude bringt. Und diese Geburtstagskarten! Ich kann nicht der Einzige sein, der sich jedes Mal quält, die richtigen Worte zu finden, nur weil es von uns erwartet wird.
Und wir können hier bestimmt noch 100 weitere Beispiele finden für was von uns erwartet wird und was nicht. Aber damit wir mal zum Punkt kommen: Ich denke, das Problem ist nicht die Arbeit, wie es mir am Anfang meiner depressiven Phase von meinem Therapeuten nahegelegt wurde. Arbeiten tut man überall auf der Welt. Ich denke, es ist der gesellschaftliche Druck. Wir hängen in einem goldenen Käfig von Regeln und Erwartungen, und wir kommen nicht raus. Er wird immer enger und nimmt uns den Platz, uns frei zu entfalten.
Meine Depressionen und Burnout-Symptome kommen nicht von ungefähr. Sie sind, glaube ich, eine Reaktion auf diesen ständigen Kampf zwischen dem, was ich wirklich will, und dem, was von mir erwartet wird.
Wir leben in einem Land mit so vielen Möglichkeiten, und doch fühlen wir uns oft eingeengt. Warum? Weil wir ständig versuchen, Erwartungen zu erfüllen, die vielleicht gar nicht unsere eigenen sind.
Eure Meinungen würden mich brennend interessieren. Lasst uns darüber reden auf Threads, Instagram oder Discord. Fühlt ihr euch auch manchmal gefangen in diesem goldenen Käfig? Wie geht ihr damit um? Habt ihr Wege gefunden, auszubrechen, ohne alles hinzuwerfen? Ich bin gespannt auf eure Gedanken und Erfahrungen.
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